KONFLIKTE UND KRISEN DURCH
KOMMUNIKATION DEESKALIEREN (K3VR)

Deeskalative Kommunikation lernen:
Polizei-Verhaltenstraining mittels künstlicher Intelligenz

Mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt „KONFLIKTE und KRISEN durch KOMMUNIKATION deeskalieren (K3VR)“ baut die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften eine moderne und effektive Trainingsmöglichkeit für Einsatzkräfte der Polizei auf.

 

Einsätze der Polizei bei Fußballspielen, Demonstrationen oder auch bei Fällen häuslicher Gewalt: Wo Emotionen hochkochen, eskalieren soziale Situationen besonders leicht. Kommunikation kann zur Eskalation oder Deeskalation konfliktträchtiger Situationen beitragen. Aber welche Formen sozialer Interaktion und Kommunikation sind tatsächlich (de-)eskalativ? Welche Verhaltensweisen lösen Aggression, Stress und emotionale Reaktionen aus? Welche Verhaltensweisen hängen mit Aggression, Stress und emotionalen Reaktionen zusammen und welche individuellen Merkmale spielen hierbei eine Rolle? Im Projekt „KONFLIKTE und KRISEN durch KOMMUNIKATION deeskalieren (K3VR)“ untersucht die Akkon Hochschule diese Fragen zusammen mit dem Fraunhofer Heinrich Hertz Institut (HHI), der Apsekteins GmbH, sowie der Polizei Berlin, der Bayerischen Polizei und dem Bayerischen Zentrum für besondere Einsatzlagen (BayZBE).

 

Ziel des dreijährigen Forschungsprojektes ist die Entwicklung einer innovativen, multisensorischen und künstlicher Intelligenz (KI)-gestützten Virtual-Reality (VR)- Trainingsumgebung, in der die Einsatzkräfte der Polizei explizit deeskalierende Kommunikation trainieren können. Innovativ ist auch die Erfassung unbewusster Körperreaktionen, die über eine KI-gestützte Sensorauswertung nutzbar gemacht werden und einen grundlegend neuen Ansatz der Mensch-Maschine-Interaktion darstellt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ gefördert und läuft bis zum 28.02.2026.

Vorgehen des Projektes

Im Rahmen des Projektes K3VR wird eine virtuelle Trainingsumgebung auf Basis einer künstlichen Intelligenz entstehen. Zu Beginn wird es eine quantitative Befragung sowie qualitative Interviews mit Polizeibeamt*innen geben, um Kommunikationsmuster zu identifizieren, welche die Eskalation einer Situation begünstigen oder dieser entgegenwirken. Außerdem wird es eine repräsentative Bevölkerungsumfrage zu (de-)eskalierenden Interaktionen mit der Polizei geben.“ Parallel beginnt, unter Berücksichtigung von der ethischen und rechtlichen Perspektive, die Entwicklung einer virtuellen Realität (VR), mit deren Hilfe die Wirkweise der identifizierten Kommunikationsmuster unter Laborbedingungen untersucht und mit Proband*innen getestet werden können. In der letzten Projektphase werden die VR-Umgebung und die KI-Software durch die kontinuierlich lernende KI weiterentwickelt. Einsatzkräfte können dann virtuell und realitätsnah die Verwendung deeskalierender Kommunikation trainieren.

Innovationen und Perspektiven

Mit Hilfe dieser neuartigen Trainingsmöglichkeit können Polizeibeamt*innen noch besser vorbereitet auf die Bevölkerung zugehen, wenn Situationen durch starke Emotionen wie Angst, Ärger oder Aggression aufgeladen sind. Eine mögliche Eskalation dieser Situationen hängt auch vom kommunikativen Umgang ab – verbal, vor allem aber non-verbal durch Körperhaltung, Mimik oder Verhalten. Die Nutzung von deeskalierender Kommunikation kann sowohl die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger als auch die der Einsatzkräfte erhöhen und schnelle Hilfeleistung sicherstellen. Durch das Forschungsprojekt sollen die wissenschaftlichen Grundlagen geschaffen werden, um auch bereits existierende Schulungen effektiver und effizienter zu gestalten.

Forschungsverbund

Akkon Hochschule

Die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in gemeinnütziger Trägerschaft der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. lehrt und forscht in den Fachbereichen

  • „Pflege & Medizin“,
  • „Humanitäre Hilfe & Bevölkerungsschutz“ sowie
  • „Pädagogik & Soziales“.

Zusammen mit einem fachlich ausgewiesenen Team aus Sozialwissenschaftler*innen, Psycholog*innen und Pädagog*innen erforscht der Lehrstuhlinhaber und Präsident der AHS Prof. Dr. Andreas Bock (hier: Projektleiter) empirisch und anwendungsorientiert die gesellschaftlichen Ursachen und Folgen von nationalen und internationalen Eskalationsdynamiken im Kontext von Unsicherheit, mit dem Ziel Transformationsstrategien zu entwickeln. Der Forschungsfokus des Lehrstuhls umfasst nationale wie trans- und internationale Perspektiven; die Methodenkompetenz umfasst qualitative und quantitative Methoden ebenso wie psychologische Experimentaldesigns. Am Lehrstuhl war zuletzt die Leitung des von Prof. Bock initiierten BMBF-Verbundforschungsprojektes zur Erforschung spezifischer Bedrohungsszenarien zum „islamistischen Terrorismus“ (Fördernummer 01UG1830AX) angesiedelt.

Die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften hat seit ihrer Gründung im Jahr 2009 einen Forschungsschwerpunkt im Bereich Gefahrenabwehr, Krisen- und Katastrophenmanagement und bietet hierzu inzwischen diverse Bachelor- und Masterprogramme an. Da das Thema Kommunikation in Einsatz-, Krisen- und Konfliktsituationen im Zuge der exponentiell wachsenden Medialisierung und der gesellschaftlichen Entwicklung hin zur digitalen Kommunikationsgesellschaft eine besondere Rolle spielt, die auch spezifische Forschungs- und Anwendungsfelder hervorbringt, wurde an der Hochschule der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. 2020 unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Bock in Zusammenarbeit mit Expert*innen aus Kommunikationswissenschaft und -praxis der deutschlandweit erste Masterstudiengang „Krisen-, Konflikt- und Katastrophenkommunikation M.A.“ entwickelt.

Die Hochschule hat ihre Drittmitteleinwerbungen in den vergangenen Jahren stetig steigern können. Die Summe der eingeworbenen Drittmittel hat sich vom Jahr 2018 zum Jahr 2020 verdreifacht und ist im Jahr 2021 wiederum um fast 45% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Akkon Hochschule verfügt darüber hinaus über umfangreiche Erfahrungen in der Steuerung von Drittmittelprojekten (BMBF, BMG, GIZ etc.) und wird im vorliegenden Projekt als Konsortialführer die Projektkoordination innehaben.

Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI)

Das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) ist weltweit führend in den Bereichen der Nachrichtentechnik, Signalverarbeitung und angrenzenden Fachgebieten. Die Abteilung Vision & Imaging Technologies hat langjährige Expertise in der Erfassung, Verarbeitung und Interpretation neurophysiologischer Signale, der Erfassung und Interpretation von menschlichen Bewegungen und der Gestaltung von interaktiven Systemen. Das HHI hat Pionierarbeit in den Gebieten der KI-gestützten Vorhersage und der psychophysiologischen Erfassung der subjektiven Erfahrung visueller Wahrnehmung geleistet. In diesem Zusammenhang hat das HHI insbesondere zur Modellierung neurophysiologischer Prozesse und zur Extraktion entsprechender Korrelate gearbeitet. Weiterhin verfügt das HHI über umfassende Erfahrung in der Erfassung menschlicher Gestik und der Mensch-Maschine-Interaktion insbesondere in virtuellen Umgebungen. Dieses Know-how wird mit Erfolg angewandt.


Das institutseigene TiME-Lab ist ein immersiver Raum, der mittels 3D-fähiger nahezu blickfeldfüllender 180°- Panoramaprojektion eine höhere Qualität als verfügbare HMDs erlaubt und hochauflösende Inhalte für mehrere Personen gleichzeitig zugänglich macht. Mit einem Wellenfeldsynthese-Audiowiedergabesystem zur zuverlässigen Lokalisation von Schallquellen eignet sich diese Umgebung hervorragend als Testfeld im Projekt. Dabei sind, im Gegensatz zu HMDs, alle wesentlichen Verhaltensweisen der Proband*innen, insbesondere mimische Reaktionen, von außen einsehbar.

Aspekteins GmbH

Die Aspekteins GmbH mit Sitz in Berlin und Saarbrücken ist spezialisiert auf innovative Software und Contentlösungen für immersive Medien. Schwerpunk der Aspekteins GmbH liegt auf der Erstellung von 360° Content, XR-Experiences und zugehöriger Software Infrastruktur sowie Projektbegleitender Beratung.


Aspekteins betreut weltweit ein breites Kundenspektrum von mitelständischen Unternehmen bis zu Konzernkunden wie unter anderem Amazon, Bahlsen, Continental, Deutsche Bahn, Disney, Marvel, Mercedes, Youtube und Zalando.


Weiterführende Infos zu den Arbeiten der Aspekteins GmbH finden sich auf: htps://www.aspekteins.com/portfolio/


Apekteins GmbH wird in der Zusammenarbeit auf dem K3VR Projekt durch das Innovationslabor „Times Laboratory“ ergänzt, welches ein Labor für die Forschung, Konzeption, Entwicklung und Anwendung von Zukunftsszenarien für den Einsatz der Emerging Technologies im Bereich der Informationstechnologien ist. In Zusammenarbeit mit dem „Times Laboratory“ ermöglicht Aspekteins GmbH die technische Realisierung und Nutzbarkeit der multisensorischen und reaktiven Virtual-Reality Instanz als Prototypen mit Blick auf eine spätere Produktentwicklung am Markt. Dabei liegt der Fokus der Zusammenarbeit sowohl auf der Konzeption und Entwicklung des audiov- wie auch visuell-immersiven VR-Environments als auch die Entwicklung des Avatars, welche mit der KI-Instanz und den jeweiligen Proband*innen interagieren.


Forschungsverbund

Bayerische Polizei

Die Bayerische Polizei ist mit mehr als 44.500 Beschäftigten die zweitgrößte Landespolizei in Deutschland. Sie ist Garant für die Sicherheit der Menschen in Bayern und steht für Professionalität, Innovation und Bürgernähe zugleich. Diese Markenzeichen machen die Bayerische Polizei seit vielen Jahren zum Spitzenreiter der Inneren Sicherheit in Deutschland.


Mit der Unterstützung des Forschungsprojekts K3VR möchte die Bayerische Polizei dazu beitragen, eine intelligente KI-gestützte Trainingsumgebung zu entwickeln, die in Zukunft ein effektives deeskalierendes Kommunikationstraining für Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte ermöglicht. Die Kommunikation ist das wichtigste Werkzeug im Arbeitsalltag der Polizei. Kommunikationstraining zum Beispiel in Form von Rollenspielen nimmt daher bereits heute einen breiten Raum in der Aus- und Fortbildung der Bayerischen Polizei ein.

Bayerisches Zentrum für besondere Einsatzlagen

Die BayZBE gGmbH ist ein Trainings- und Simulationszentrum für Einsatz- und Führungskräfte der Hilfsorganisationen in Bayern, welche durch das BayStMI institutionell gefördert wird. In einer hochmodernen Schulungsumgebung werden durch standardisierte Schulungen/Trainings und Fortbildungen Einsatz- und Führungskräfte auf nicht alltägliche Gefahrenlagen mit Schwerpunkt besondere Einsatzlage, wie Terroranschläge, Massenanfall von Verletzten / Erkrankten, Naturkatastrophen etc., trainiert. Die BayZBE gGmbH ist eine gemeinsame Betreibergesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), des Malteser Hilfsdiensts e.V. (MHD), der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. (JUH) und des Arbeiter-Samariter-Bunds Landesverband Bayern e.V. (ASB).


Ziel ist es, im Training Maßnahmen zu lernen, sodass Einsatz- und Führungskräfte Gefahren erkennen, individuelle Handlungskompetenzen trainieren und ausbauen und passende Reaktionsmuster auf besondere Einflüsse im Einsatz erlernen. Dies geschieht durch realitätsnahe, replizierbare und anpassbare Szenarien, mit einer angeschlossenen strukturellen Auswertung mit direktem Einzel-/Gruppenfeedback. Das Training verläuft bedarfsorientiert, ausgerichtet an den bayerischen Hilfsorganisationen, ohne Eingriff in deren Ausbildungsstrukturen – das BayZBE ist ein Gemeinschaftsprojekt als Betreibergesellschaft und soll die Zusammenarbeit interdisziplinär/-organisational/-national stärken. Das BayZBE ist Leuchtturmprojekt in Bayern und hat durch die vielseitigen Trainingsmöglichkeiten ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland.


Neben den Säulen des Qualifikationserhalts und der Kompetenzerweiterung durch Schulungsangebote hat das BayZBE das Ziel, den Katastrophenschutz in Bayern zu stärken. Hierfür stellt das BayZBE ein Kompetenzzentrum zur Verfügung und beteiligt sich an Innovationsprojekten zur Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes. Das BayZBE bildet ein Netzwerk zwischen den am Katastrophenschutz beteiligten Hilfsorganisationen aus und stellt mit diesen eine Verknüpfung mit Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Instituten her. Im Zentrum kann so ein Testen von technischen Lösungen sowie ein daraus resultierendes Aufstellen von Konzepten ermöglicht werden.

Polizei Berlin

Das Verhaltenstraining der Polizei Berlin ist als Fachgruppe Teil des Fachbereichs „Einsatzbezogene Aus-und Fortbildung“ an der Polizeiakademie.

Engagiert in der Aus- und Fortbildung für die Dienstkräfte eines der größten Arbeitgeber im Land Berlin liegt die Expertise der 27 Verhaltenstrainerinnen und Verhaltenstrainer vorrangig in der Durchführung von Aus- und Fortbildungsseminaren in den Themenbereichen Kommunikation, Konflikt- und Stressbewältigung. Soziale Kompetenzen werden gefördert und ausgebaut, Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte umfassend auf ihre anspruchsvolle Tätigkeit in einer „Metropole der Vielfalt“ vorbereitet.

Neben der Vermittlung des erforderlichen Fachwissens werden polizeiliche Einsatzsituationen praxisnah in Situationstrainings und Rollenspielen - von der Ahndung einer Verkehrsordnungswidrigkeit bis zum Einschreiten bei Versammlungen und Demonstrationen - umfassend geübt, aufgezeichnet und ausgewertet. Hier bietet eine zukünftige Einbindung von VR-Elementen die Chance zur Entwicklung spannender, noch realitätsnäherer Lehr- und Lernsituationen!


Abgerundet wird die abwechslungsreiche und vielfältige Tätigkeit im Verhaltenstraining durch Aufgaben in der verhaltensorientierten Kriminalprävention an Berliner Schulen sowie die Teilnahme an Einsätzen als Teil der Kommunikationsteams der Polizei Berlin bei Versammlungslagen. Besonders herausfordernd ist darüber hinaus die „taktische Betreuung“ von betroffenen Menschen bei und nach lebensbedrohlichen Einsatzlagen (beispielsweise Anschlägen oder Amoktaten). Auch dafür steht das Verhaltenstraining.

Team

Wissenschaftlicher Beirat

Akkon Hochschule

Prof. Dr. Thomas Feltes
Prof. Dr. Jonas Grutzpalk
Prof. Dr. Daniela Hunold

Fraunhofer Heinrich Hertz Institut (HHI)

Dr. Patrick Gebhard
Prof. Dr. Klaus Gramann

Aspekteins

Prof. Christian Malterer
Prof. Sebastian Sierra Barra

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